Fuck Fake Friends – Eine Kurzgeschichte von Tabea L.

Fuck Fake Friends – Eine Kurzgeschichte von Tabea L.

Mir ist langweilig. Ich sollte so langsam wohl meine Sachen zusammenpacken. Vor ein paar Wochen, als meine Eltern mir erlaubten, mit meiner Freundin nach Norwegen zu fahren, war ich überglücklich. Doch jetzt wurde mir langsam klar, dass es doch eine sehr lange Woche werden würde. Aber es half nichts. Ich stand auf, ging zum Spiegel und betrachtete mein wahres Ich: zerzauste, lockige Haare. Sommersprossen. Meine Haare sind viel zu rot, vielleicht sollte ich sie braun färben oder blond? Nein das würde mir nicht stehen. Warum hieß ich eigentlich Mia? Der Name passt gar nicht zu mir. Mias sind hübsch, blond, dünn und beliebt. Das Gegenteil von mir.

Mein Koffer füllt sich. Nicht unbedingt die angesagtesten Sachen, aber mir gefällt es. Eine halbe Stunde später kommt Mama endlich nach Hause.
„Ferien!“, ruft sie. „Hast du gepackt? Wir müssen los.“. Ich hole den Koffer aus meinem Zimmer. Schwerer als gedacht. Mama packt ihn ins Auto und wir fahren los. Zu Nele, meiner Freundin. Mit ihr und ihren Eltern fahre ich nach Norwegen. Zehn Minuten fahren wir zu Nele. Dort angekommen steige ich aus und falle Nele in die Arme. Ewig haben wir uns nicht mehr gesehen. Früher waren wir oft zusammen. Im Kindergarten und in der Grundschule, aber dann ist sie umgezogen und seitdem sehen wir uns kaum. Doch jetzt sind wir eine Woche beieinander. Ohne mich zu verabschieden rennen wir ins Haus. In ihr Zimmer und sie fängt an zu erzählen. Wie ein Wasserfall. Sie redet über Jungs. Das Neuste von Justin Bieber und Make-Up und so was. Ich höre nur mit einem Ohr zu, weil mich das Alles so gar nicht interessiert. Gefühlte Stunden später legen wir uns hin und schlafen auch schnell ein. Vor Aufregung? Als ich wieder aufwache, sitze ich schon im Auto. Neben mir eine schlafende Nele. Einschlafen kann ich jetzt nicht mehr. Durch das Fenster sehe ich die Landschaft. Sonnenaufgang und so. Grade sind wir über die Grenze gefahren. Es ist nicht mehr weit. Wir sind da. Es ist ein schönes Haus. Von außen. Altmodisch, aber auch gemütlich. Ich gehe zum Kofferraum und hole meinen Koffer. Die anderen sind schon längst drinnen. „Was ist das?“, höre ich die Mutter von Nele rufen. Schnell renne ich ins Haus. Es ist irgendwie komisch. Dreckig. Ungemütlich. An den Wänden ist Schimmel. Ekelhaft. Hier würde ich also die nächste Woche wohnen. Super. Als ich mich auf mein Bett fallen lasse und meinen Koffer öffne, um ihn auszuräumen, kommt Nele ins Zimmer. Sie wirft einen ekelerregenden Blick in den Koffer. Und erzählt mir, dass sie neulich shoppen war. Fertig mit Auspacken gehen wir zum See. Schön. Die Sonne spiegelt sich im Wasser. Es glänzt. Man hat einen wunderschönen Ausblick. Doch dann sagt Nele: „Komm, wir gucken Fern.“. „Ach, ich bleibe noch hier“, antworte ich nur. Doch Nele ist sofort wieder eingeschnappt: „Du bist doch doof, man. Jetzt komm mit! Was willst du schon hier?“ „Hast du dir das mal angeguckt? So etwas siehst du sonst nirgendwo. Du regst mich echt auf mit deinem scheiß Fernsehen“, rufe ich ihr hinterher. Doch darauf weiß Nele wohl nichts zum Kontern und sagt nur: „Ohne mich bist du doch total aufgeschmissen, guck dich an. Zu uncool für diese Welt.“
Zwei Tage nach diesem Streit fahren wir in einen Park. Einen kleinen Zoo. „Wie niedlich! “ rufe ich mit hoher Stimme, doch dann kommt Nele zu Wort: „Es reicht dir wohl nicht, dass du uncool bist. Was ist daran schon süß?“ „Uncool, uncool, fällt dir nichts Neues ein?“, kontere ich. „Es gibt zu vieles, was mir noch einfällt: hässlich, abscheulich und viel zu rothaarig.“ „Man, was bist du für eine Freundin???“, schreie ich empört. Jetzt ist sie geschockt. Wir hatten uns sooft gestritten. In nur zwei Tagen, aber damit hatte sie nicht gerechnet. Man sieht, wie sich ihr Kopf mit Gedanken füllt. Ihre Augen werden nass. Aber ich drehe mich nur um und gehe weiter. Triumphierend. „Hey, es tut mir leid, Mia!“ – ich beachte sie gar nicht. Was ist mit unserer Freundschaft passiert? Die nächsten Tage vergehen langsam… Wir wechseln kein Wort. Sie hat mich enttäuscht. Sehr sogar. Ich will keinen Kontakt mehr. Es ist vorbei. Niemals hätte ich gedacht, dass sich Freundschaft so zerstören lässt. Und noch weniger, dass mir so etwas passiert.

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