„Schüler an die Macht“ – Das Schülerparlament

„Schüler an die Macht“ – Das Schülerparlament

„Wir, Schüler aus dem OPENION-Projekt, fragen dich, ob du auch etwas in der Schule bewegen willst.“

So beginnt die feierliche Einladung zur ersten Schülerparlament-Sitzung an alle Klassensprecher und ihre Stellvertreter des Gymnasiums und der Regelschule. Der Termin, der 27. Februar 2019, um 14.00 Uhr in der Mensa. Man wurde dringlichst darauf hingewiesen, Verantwortung für seine Mitschüler aufzubringen und bei der Versammlung zu erscheinen.

Diese Worte sollten Früchte tragen, denn an besagtem Tag war die Mensa voll von diskussionsfreudigen Schülern aller Altersstufen, so voll, dass stückweise mehr Tische angeordnet werden mussten. Aber warum auch nicht? Jeder hat etwas an der Schule, dass er nicht allzu sehr mag, abgesehen vom Unterricht und seinen Uhrzeiten.

 Die Sitzung begann mit einer Vorstellung des OPENION-Projektes und einer kurzen Erklärung des Prinzips und seinen Regeln. Also zum Beispiel, du darfst deinen Nachbarn nicht wegen seiner Meinung niederprügeln. Fast war ich etwas betrübt, so hätte ich doch einen solchen Kampf zwischen 5ern und 7ern bestimmt gewonnen. Aber meine Meinungsäußerungen sollte ich also in die Diskussionsrunde investieren.

Das Thema für diese Sitzung lautete: die Mensaregelung (§1, schulisches Buch der ungeschriebenen Gesetze). So beschreibt diese zurzeit den Zustand, dass alle Schüler, die ihr Mittagessen bestellt haben, in der Mensa essen und sich dort aufhalten dürfen. Andere werden von der Aufsicht mit den Worten „Ich habe diese Regeln [siehe § 1] nicht gemacht“ rausgeschickt. Augenscheinlich waren dessen einige Schüler überdrüssig und wollten diejenigen sein, die die Regeln beeinflussen können.

Wild wurde also mit den Namensschildchen aufgezeigt oder einfach gewunken, um einen Vorschlag der Besserung unter Begleitung der OPENION-Schüler vorzutragen. Naja, zumindest abschnittsweise, wenn es nicht totenstill in den Reihen war. Verständlich, dass gerade die Jüngeren ihre Hemmungen nicht allzu schnell ablegen konnten, aber schließlich waren fast alle in Fahrt gekommen und nach etwas chaosartigen Zuständen standen drei „Gesetzesentwürfe“ auf dem Tisch.

§1 (1) Jede/r/s Schüler/in, der/die/das sein/ihr Mittagessen bei dem Anbieter/ der Anbieterin bestellt oder sein/ihr eigenes, von Zuhause mitgebrachtes Essen dabeihat, bekommt eine Daseinsberechtigung in der Mensa.

ODER

§1 (2) Jede/r/s Schüler/in sollte sich aussuchen dürfen, wo er/sie/es seine/ihre Pause verbringt, ob im Schulgebäude, auf dem Hof oder in der Mensa.

ODER

§1 (3) keine Änderung der vorliegenden Regel.

Danach wurden die Entwürfe diskutiert und nach einer einfachen Mehrheitsabstimmung waren Entwurf (2) und (3) abgelehnt, somit (1) zum Sieger gekürt, was ÜBERHAUPT NICHT zu erwarten war.

Jetzt muss dieser Entwurf nur noch der gesetzesgebenden Körperschaft (Schulleitung) zur Beratung und Absegnung vom OPENION-Projekt vorgelegt werden. Und dazu hier nochmal ein keiner Tipp der Presse: Es kommt nicht all so gut, wenn man den ersten Vorschlag des Parlamentes kategorisch ablehnt. Gerne ist es allerdings bereit, zu einem besprochenen Termin einen Entwurf zu erarbeiten, der allen gefällt.

Nach dieser hochpolitischen Stunde entschwanden die Mitglieder so schnell, wie sie gekommen waren, aber ich konnte noch ein Gespräch mit einem Mitglied führen, das Aufschluss gibt, dass Entwurf (1) von ihm Zuhause schon vorformuliert wurde. Ich kann nur den Schluss daraus ziehen, dass das Parlament die Sache mit der Politik sehr ernst nimmt, ihm treu bleibt und in ein paar Monaten, nach einkehrender Routine, kaum noch im Sinne der Professionalität von ihr zu unterscheiden ist.

Ich hoffe nur, dass das Durchsetzen des „Gesetzes“ nicht auch so lange dauert wie in Berlin.

Liebe Grüße, Pressesprecherin Nora Nelson

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