Kirmesgänger

Kirmesgänger

 

Klingelingeling- es dröhnt, es lärmt,

es schreit ein Klang zu mir empor,

Trommeln, Pauken in mein Ohr, 

heitere Stimmen vom Flachmann erwärmt,

gerissen in wallende Massen,

deren Intellekte verblassen.

Fließende Liter aus schimmerndem Gold

in heiser geschriene Münder.

“Wären sie zu, lebten sie gesünder.

Aber macht doch, was ihr wollt“,

rufe ich zur Wand, gebildet wie starker Deich,

die trampelt und stampft den Erdboden gleich.

Gemüter erhellen sich von Stund zu Stund.

Um mich herum nur lauter lachende Gesichter

und auch das des schlimmsten Miesepeters wird lichter,

denn höchste Freude belebt den grauen Hintergrund.

Sollte man mir auch etwas geben?

“Wird dich schon nicht aus den Angeln heben!”

Hingerissen nippe nun auch ich am Becher.

“Hmm, das schmeckt ja gar nicht schlecht.”

“Noch ein Schluck?” “Der wär mir recht.”

säusel ich, Herr Moralverfechter.

Promille gefolgt von Promille, wer hätt’s gedacht

was ein Glas Desinfektionsmittel so alles macht.

Und so taumle ich von Zelt zu Zelt,

hüpfe zur Musik und wippe,

bis ich dann nach hinten kippe,

verwirrt von meinem wagen Sichtfeld.

“Da hab isch wohl nisch aufgepasst”,

hickse ich nicht recht gefasst.

Klingeling, es dröhnt- sagt man mir später.

Es schreit ein Klang zu mir herunter

Martinshorn in mein Ohr ganz munter

und zuletzt, da spricht mein Sanitäter:

“Und die Moral von der Geschicht,

auch Apostel sind zur Kirmes dicht.”

Nora Nelson

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