#couplegirls – Eine ganz alltägliche Kurzgeschichte ?

#couplegirls – Eine ganz alltägliche Kurzgeschichte ?

 

Verärgert schmiss sich Luzia auf ihr Bett. Sie hasste es, wenn ihre Eltern sich wieder einmal über ihre Lebensweise aufregten. Sie war einfach anders als ihre Eltern. Sie liebte gestreifte Hemden und schlief am liebsten im karierten Schlafanzug. Die Haare einfach zu einem zerzausten Zopf zusammengebunden, manchmal wurde es auch ein zotteliger Dutt, der sich schon nach ein paar Schritten löste. Aber das gefiel ihr nun mal und damit mussten ihre Eltern, die sehr viel Wert auf Ordentlichkeit und Höflichkeit legten, klarkommen. Ob sie wollten oder nicht.

Auch in der Schule war das 14-jährige Mädchen nicht grade beliebt. Nur weil sie sich nicht wie alle anderen anzog und die Straßenbande 187 nicht ausstehen konnte. Doch von einem Mädchen wurde sie besonders gehasst: Lene. Sie war das beliebteste und coolste Mädchen an der Middle School. Jeder wollte zu ihrer Clique gehören und sie kontrollierte die ganze Schule. Luzia versuchte, Abstand zu halten, sie konnte dieses Mädchen einfach nicht ausstehen.

Die Einzige, die das genauso empfand, war ihre allerbeste Freundin Luise. Sie haben schon zusammen im Sandkasten gespielt und erzählten sich einfach alles. Sie konnten immer aufeinander zählen. Und das nutzte Luzia genau in diesem Moment. Sie griff zum Telefon und gab Luises Nummer ein. Auf einmal schrillte: „Was ist passiert?“ aus dem Telefon. Luzia erschrak, antwortete aber sofort: „Meine Mutter, das ist los! Sie hat sich über meine Klamotten aufgeregt.“. Luzia wiederholte den Satz ihrer Mutter, worauf Luise sofort etwas zu sagen wusste. Es gab Niemanden auf der ganzen Welt, der so schlagfertig war wie Luise. „Die muss mal ihre Brille putzen! Schon traurig, wenn man die Schönheit seiner eigenen Tochter nicht sieht.“. Luzia musste schmunzeln. „Aber, mach dir nix draus. Du bist das schönste Mädchen, das ich kenne und du kennst ja deine Eltern, die wollen nur einen guten Eindruck bei ihren Kollegen hinterlassen.“. „Jaja, schon klar. Ich checke nur nicht, warum denen das wichtiger ist“, antwortete Luzia. Nach dem Gespräch, von dem ihre Mutter zum Glück nichts mitbekam, widmete sie sich dem neuen Buch, was sie gekauft hatte.

Sie liebte Bücher, vor allem Bücher, in denen es um Freundschaft und Liebe geht, weil sie darin selbst keine Erfahrung hatte. Energisch schlug sie das dicke Buch auf und fing an zu lesen, doch schon nach den ersten paar  Seiten verlor sie die Lust. Das kam nicht oft vor, meistens nur, wenn sie besonders traurig oder wütend war. Normalerweise würde sie jetzt noch einmal Luise anrufen, aber die ist für die nächste Stunde auf dem Reiterhof. Luzia hatte  auch schon mal probiert zu reiten, doch das ist so ziemlich in die Hose gegangen. Seitdem hatte Luzia nie wieder auf einem Pferd gesessen und sie hat es auch nicht wieder vor. So langsam sollte sie vielleicht mal ihre Hausaufgaben erledigen. Sie fragte sich schon immer, warum Lehrer Hausaufgaben über die Ferien aufgaben. Ferien sind da, um mal nicht an die Schule denken zu müssen. Das Wetter genießen, lesen oder spazieren gehen. Wobei Luzia wohl heutzutage das einzige Mädchen ist, das noch liest. Aber das hat sie noch nie interessiert.

Gelangweilt griff das Mädchen erneut nach ihrem Handy und öffnete Insta. Das erste Bild, was sie sah, war ein Foto von einem Pärchen, das küssend vor dem Eifelturm stand. Darunter #couplegoals. So langsam nervte sie das. Diese verliebten Pärchen. Denen reicht es wohl nicht, dass sie einander haben, da müssen die auch noch auf Instagram damit angeben! Und dann bekamen sie auch noch tausende von Likes. Luzia fand es schon immer unfair, dass diese Typen mehr Likes kriegen als ein wunderschönes Bild vom Meer. Sie schätzte die Natur seit jeher und fand jede Pflanze oder jedes Wesen, was die Natur erschaffen hatte, einzigartig. Jedes Mal, wenn sie Videos, Nachrichten, Dokus oder Bilder über Tierquälerei sah, fing sie an zu weinen. Ihre Eltern würden das niemals verstehen, aber vielleicht war es auch gut so. Sie wünschte sich manchmal einfach nur, dass ihre Eltern sie verstehen würden, aber sie fand sich damit ab, dass das niemals passieren würde.

Gelangweilt zog Luzia sich eine Jacke über und verschwand aus dem Haus. Sie ging zu einem  nahe gelegenem Bach. Es war einfach wunderschön. Die Sonne spiegelte sich im Wasser. Das Wasser glitzerte und der Baum daneben warf einen gruseligen Schatten auf den Bach. Träumend lehnte sie sich gegen den Baum und sank auf den Boden. Nach ein paar Minuten fielen ihr die Augen  zu und sie schief ein…

.. und träumte. Sie träumte von einer Gestalt, konnte jedoch nicht einordnen, was das für eine Gestalt war. Luzia sah nur, dass sie wunderschön war. Doch plötzlich wurde sie geweckt, sie spürte eine warme Hand auf ihrer Schulter. Jetzt war Luzia hellwach. Toll. Sie hätte zu gern weiter geträumt. Da fiel ihr wieder die Hand ein und sie drehte sich vorsichtig um. Das war, da stand, das war ein Junge. Er sah genauso aus wie in ihrem Traum. „Hey.“, sagte er. Verwirrt antwortete sie auch mit einem einfachem: „Hey.“. „Du bist eingeschlafen und …“, weiter kam er nicht. Luzia erhob sich und bemerkte,  dass sie einen Kopf kleiner war als der Typ, der sie grade angefasst hatte. „Würdest du mit mir ein Eis essen gehen?“, beendete er den Satz. „Ähm, ja klar, warum nicht“, antwortete Luzia und fragt sich schon kurz danach, warum sie einwilligte. Sie kannte diesen Typen gar nicht und jetzt würde sie mit ihm in Eis essen.  Doch irgendwie wusste sie, dass es die richtige Entscheidung war.  Auf dem Weg zu der Eisdiele, die zum Glück ganz in der Nähe war, fing der seltsame Junge an zu reden: „Also, sorry, dass ich dich vorhin geweckt habe. Ich heiße Davin. Wie heißt du?“ „Luzia“, antwortete ich. „Das ist ein sehr schöner Name,  ich glaube, wir sind beide 14, oder?“. Luzia nickte verlegen, woher wusste er das? Endlich waren sie an dem Eiscafé angekommen. Grade wollte sie sagen, was für eine Sorte sie haben wollte, als Davin sagte: „Wir nehmen eine Himbeerkugel und eine Stracciatella, das geht auf mich.“ Schon wieder,  Himbeere war schon immer Luzias Lieblingseis, aber woher wusste dieser Junge das nur? „Ich glaube, ich suche uns mal einen Platz“, sagte Luzia und verschwand. Um die Ecke stand ein freier Tisch, den Luzia sich gleich sicherte. Sie wartete.

Sie wartete nun schon gefühlte Stunden. Wo war  Davin nur? Sie lehne sich über die Stuhllehne, um  zu gucken, ob Davin noch immer an der Kasse stand, doch da war er nicht. Hatte sie sich wirklich reinlegen lassen? Von einem Jungen? Warum hatte sie nicht besser aufgepasst? Irgendetwas war mit ihr passiert. Luzia hatte alles vergessen, den Streit mit ihren Eltern, das Gespräch mit Luise. Jetzt, wo er weg war, kam alles wieder. Was war das? Sie stand auf, doch bekam diesen Typen nicht mehr aus dem Kopf. Er wusste etwas über sie, etwas, was er nicht wissen konnte. Es brachte nichts, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen. Sie musste sich damit abfinden, dass er weg war und sie ihn nie wieder sehen würde.

 

Tabea L., Klasse 8, Mai 2018

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